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Von
Margrith Scherrer
Europameister Lukas Britschgi im Interview

Lukas Britschgi, Art on Ice 2025
Es ist ein Moment, von dem die meisten Sportlerinnen und Sportler träumen. Der Wettkampf: eine Meisterschaft. Die Performance: absolut top. Die Aufholjagd: perfekt. Das Resultat: Gold! Für Lukas Britschgi hingegen war sein sensationeller Titelgewinn an der Europameisterschaft im vergangenen Februar – als erster Schweizer Eiskunstläufer seit Hans Gerschwiler im Jahr 1947 – nicht die Erfüllung eines Traumes. «Denn Europameister zu werden – davon habe ich nicht einmal zu träumen gewagt!» Nach dem EM-Rummel und den ersten Auftritten vor Heimpublikum bei Art on Ice folgt der Schock: Lukas Britschgi verletzt sich im Training, kämpft sich durch, muss die Tour jedoch einen Tag vor Ende abbrechen. Rehabilitation und Wiederaufbau – und dann steht bereits die Weltmeisterschaft in Boston bevor. Dort erreicht der 27-Jährige das Mindestziel: den Quotenplatz für Olympia. Seitdem sind einige Monate vergangen.


«Man könnte sagen: ein typisches Lukas-Britschgi-Showman-Programm»
Wir haben uns mit dem Europameister unterhalten und wollten wissen, wie oft er noch an seinen magischen Gold-Moment zurückdenkt, wie er seine Ferien verbracht hat und wie stark er sich schon mit dem Saisonhighlight Olympia beschäftigt.
Lukas, wie oft denkst du an die EM zurück und welche Gefühle kommen dabei in dir hoch?
Nach der EM habe ich noch ein paar Mal daran gedacht, vor allem zur Vorbereitung für die WM. Denn aufgrund meiner Verletzung hatte ich eine relativ kurze Vorbereitungszeit, insofern waren die Gedanken an die EM ein guter Motivationstreiber. Nach der WM wollte ich in meinen Ferien bewusst abschalten und nicht ständig ans Eislaufen denken. Aber seitdem ich wieder auf dem Eis stehe, sind die Erinnerungen wieder präsenter.
Wie gelang dir das Abschalten nach dieser speziellen Saison?
Ich musste aufgrund meiner chronischen Knieschmerzen acht Wochen pausieren, sozusagen eine Zwangspause. Deshalb gelang mir das fast noch einfacher als sonst. Es hat unglaublich gut getan, nicht nur meinem Knie. Sondern auch, um diese intensive Saison zu verarbeiten und einmal komplett abzuschalten. Es war ja nicht nur der EM-Titel – es war eine Saison wie eine Achterbahnfahrt. Dämpfer und Highlights wechselten sich ab. Ich war mental sehr müde.
Kannst du uns etwas über deine Auszeit erzählen?
Sie war nicht sehr erholsam (lacht). Nur rumliegen liegt mir aber ohnehin nicht so. Ich habe die letzten Prüfungen meines Bachelorstudiums absolviert und viel in die Therapie und Rehabilitation meines Knies investiert, viel Zeit im Kraftraum und mit Aufbauübungen verbracht. Dann war ich in Kolumbien, Südamerika. Ich bin mit einem guten Freund und dem Rucksack umhergereist. Wir waren sehr aktiv und kaum zwei Tage am selben Ort. Landschaftlich hat mir Kolumbien sehr gefallen. Das Essen jedoch nicht so – alles war etwas fad. Unser Hostel-Leben war einfach, aber gut. Dadurch haben wir viele neue Leute kennengelernt.
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Jede Reise zum Erfolg braucht Menschen, die an einen glauben. Genau deshalb hat Lukas Britschgi den Supporter-Club ins Leben gerufen. Ob Bronze, Silber oder Gold – dein Beitrag hilft ihm, auf höchstem Niveau zu trainieren, zu reisen und sich weiterzuentwickeln.
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Wie reagierten die Leute, als sie realisierten, dass sie einen Europameister vor sich haben?
Wenn ich vom Eislaufen erzähle, stellen die Leute häufig viele Fragen und zeigen grosses Interesse, da sie diese Sportart nicht so gut kennen. Aber ich spreche eigentlich lieber über anderes als über mich selbst. Ich erwähne meinen Beruf als Eiskunstläufer nicht gleich als erstes oder stelle mich einfach als Student vor. Das Problem ist: Ich trage ein Tattoo mit den olympischen Ringen am Unterarm. Damit verrate ich mich (lacht).
Das ist ein gutes Stichwort: Noch etwas mehr als ein halbes Jahr bis Olympia! Wie stark beschäftigst du dich schon mit dem Saisonhighlight?
Gerade in den Ferien war ich zum Beispiel vorsichtiger als sonst. Ich bin ein Adrenalinjunkie, aber mit Olympia im Hinterkopf habe ich beispielsweise aufs Bungee Jumping verzichtet. Und wir haben ein Auto gemietet und sind nicht mit Töfflis rumgefahren. Bei der Musiksuche für die neuen Programme und den Choreografien spielt es natürlich eine Rolle, dass ich diese bei Olympia vor einem noch grösseren Publikum als sonst zeige. Ausserdem bin ich gerade an meiner Bachelor-Arbeit. Diese möchte ich noch vor Saisonbeginn abschliessen. Doch abgesehen von diesen Themen versuche ich, mir noch nicht allzu grosse Gedanken über Olympia zu machen. Ich will mich nicht verrückt machen lassen. Wir haben noch so viele andere Wettkämpfe vorher. Step by Step.
Kannst du uns schon etwas über deine neuen Programme verraten?
Zu viel möchte ich noch nicht verraten. Aber ein paar Hinweise kann ich geben: Ich habe wieder mit den Choreografen meines Vertrauens gearbeitet: Der Italiener Andrea Vaturi hat das Kurzprogramm choreografiert und der Belgier Adam Solya die Kür. Das Kurzprogramm wird im Kontrast zum letzten Jahr thematisch etwas «leichter, weniger tiefgründig» sein. Man könnte sagen, ein typisches Lukas-Britschgi-Showman-Programm (lacht). Ich hoffe, es wird laut werden in der Halle. Die Kür ist etwas ganz Neues für mich. Das Konzept ist nicht absolut neu im Eislaufen, aber meines Wissens ist noch nie jemand zu exakt diesen Musikstücken gelaufen. Es ist mir wichtig, immer Neues zu machen und nicht das, was schon 100 Mal gemacht wurde. Thematisch geht es Richtung Osten. Ich fühle mich schon sehr wohl mit den Programmen, habe aber noch viel Arbeit vor mir.
Mit Herz und Gold: Lukas Britschgi
Lukas Britschgi, Schweizer Eiskunstläufer, Europameister und Entertainer. Wie aus seiner Leidenschaft eine Goldmedaille bei der Europameisterschaft 2025 wurde und was es sonst noch über Lukas zu entdecken gibt, erzählt er dir auf seiner Webseite.

Sarah van Berkel, ehemals Meier, wurde 2011 Eiskunstlauf-Europameisterin, ist heute Journalistin und bei Art on Ice fürs Athletenmanagement und das Projekt «Art on Ice young talents» zuständig. Die 40-Jährige ist ein Gfrörli, sie liebt Kaffee und ist süchtig nach Nüssen.