Veröffentlicht

24. April 2025

Lesezeit

15 MIN

Von

Margrith Scherrer

Wie ein Schlummertrunk zur 30-jährigen Erfolgsgeschichte von Art on Ice führte

Als im Jahr 1996 die Idee entstand, Eiskunstlauf und Live-Musik in einer Show zu kombinieren, ahnte niemand, dass sich dieses Konzept trotz Finanzkrise, Pandemie und gesellschaftlichem Wandel als eine der erfolgreichsten Shows etablieren würde. Die Geschichte von Art on Ice.
Art on Ice 1996 anniversary
Sarah Meier (van Berkel) Art on Ice 2003
Jewgeni Plushenko Art on Ice 2004

Im Interview mit Oliver Höner

Oliver, im Februar 2026 findet die 30. Ausgabe von Art on Ice statt. Ein Jubiläum das gefeiert werden muss. Was hat dich vor 30ig Jahren dazu bewegt, Art on Ice zu gründen bzw. den Testversuch in Küsnacht zu starten?

Vor 30 Jahren fand in Küsnacht eine Show statt, die man als Testversuch bezeichnen könnte, auch wenn ich damals noch gar nicht an Art on Ice dachte. Zu dieser Zeit war ich häufig im Ausland unterwegs, mit Tourneen in Skandinavien, Deutschland und Amerika. Das inspirierte mich im Sinne von «Was die können, kann ich auch». Internationale Stars sollten die Möglichkeit haben, in die Schweiz zu kommen und gemeinsam mit mir eine grossartige Show auf die Beine zu stellen. So entstand «Eiskunstlaufen der Weltklasse». In Küsnacht konnte ich auf meine damaligen Kollegen zurückgreifen, die glücklicherweise auch Europa- und Weltmeister waren. Das war der Beginn dieser gesamten Geschichte. Es war einfach und rudimentär, aber der Erfolg gab uns damals Recht.

 

Die Eishalle in Küsnacht war ausverkauft, und es kam zu turbulenten Szenen, da es keine nummerierten Sitzplätze gab. Nicht alle Zuschauer konnten die Show richtig sehen, da die Sichtlinien nicht berücksichtigt wurden. Das war ein Prozess des Learning-by-Doing. Deshalb war klar, dass wir für die nächste Show eine bessere Halle benötigten, die beheizt war und mehr Komfort bot als die Eishalle in Küsnacht. Das Hallenstadion war ideal, jedoch war der Sprung von Küsnacht in die grösste Eventhalle der Schweiz für uns enorm. Dabei kam mir die Idee, die gesamte Show mit Livemusik zu kombinieren, um ein grösseres Publikum zu erreichen als nur die Eislauffans. Wir versuchten etwas, das es weltweit so noch nicht gab. Ähnliche Shows wie in Küsnacht hatte es schon gegeben, aber Art on Ice war der Startschuss für etwas völlig Neues: Eine Show in der nicht nur das Eiskunstlaufen im Vordergrund stand, sondern vor allem das Entertainment, die Kombination aus Musik, Sport und Tanz. Ich glaube, das war entscheidend, um schnell Fuss zu fassen und viel Erfolg zu feiern.

Oliver Höner
Zur Person

Oliver Höner, Gründer Art on Ice

Wie hat sich Eiskunstlauf im Laufe der Jahre in der Schweiz entwickelt? Welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf Art on Ice?

Ich glaube, es ist wichtig, dass das Eiskunstlaufen in einem Land einen gewissen Stellenwert hat. Auch wenn Eiskunstlauf hierzulande nicht so exotisch wie in anderen Ländern ist, hat es dennoch nicht den Status einer Hauptsportart, wie beispielsweise in Japan, Amerika, Kanada oder Russland. Die Sportart erhält hier grössere Beachtung, wenn die Schweizer Athleten Erfolge erzielen. Zu Beginn von Art on Ice war das für uns besonders wichtig: Wir hatten Denise Biellmann, Stéphane Lambiel und Sarah Meier.

 

Nun blicken wir in die Zukunft und fördern eine neue Generation mit Talenten wie Lukas Britschgi und Kimmy Repond. Es ist wichtig, dass wir diese jungen Talente unterstützen, damit sie eines Tages zu den besten Eiskunstläufern der Welt gehören. Darüber hinaus haben wir auch internationale Eiskunstlaufstars wie Jevgeni Plushenko präsentiert, dessen Name nach wie vor in den Köpfen der Menschen verankert ist, da er ein wahrer Superstar war. Wir benötigen solche Persönlichkeiten, sowohl internationale als auch Schweizer, um die Show zu prägen. Denn nicht nur bekannten Figuren auf der Bühne, sondern auch starke Vertreter im Eiskunstlauf sind wichtig für die Show.

Wie hat sich Art on Ice im Laufe der Jahre weiterentwickelt? Welche Veränderungen sind euch besonders wichtig?

Art on Ice hat sich definitiv weiterentwickelt. Der Unterschied zwischen der ersten und der letzten Show ist immens. Sie haben kaum noch Gemeinsamkeiten, ausser zwei wesentliche Komponenten: Livemusik und Eiskunstlauf. Diese Kombination ist geblieben, während sich alles andere verändert hat. Der Umgang mit der Livemusik hat sich gewandelt, mit neuen Arrangements und einer Vielzahl von Künstlern aus Pop, Rock und Klassik.

Besonders wichtig ist, dass wir zusätzliche Ebenen eingeführt haben. Anstatt nur ein Eiskunstläufer oder ein Paar auf dem Eis zu zeigen, präsentieren wir mehrere Eiskunstläufer, die harmonische Nummern miteinander performen, ergänzt durch Tänzer auf der Bühne und Akrobaten, sowohl mit als auch ohne Schlittschuhe. Diese verschiedenen Ebenen und Schichten haben das Entertainmentpaket entscheidend bereichert, sodass wir von einem eins-zu-eins Auftritt zu einem umfassenden Entertainmentpaket und Show-Erlebnis übergegangen sind.

Wie wichtig ist das Feedback unseres Publikums? Und inwiefern beeinflusst das Publikum euere Planung für zukünftige Shows?

Wir nehmen das Feedback des Publikums sehr ernst und analysieren es sorgfältig. Oft erhalten wir direktes Feedback von loyalen Besuchern, das für uns wertvoller ist als Beschwerden von wenigen, die sich an Details stören. Es ist wichtig, nicht aufgrund dieser Einzelmeinungen Änderungen vorzunehmen, sondern fokussiert an der Weiterentwicklung der Show zu arbeiten und sie attraktiv zu gestalten.

 

Für die Entwicklung der Show müssen wir zeitgemäss bleiben. Natürlich macht man sich nicht immer Freunde. Wir hören auf das Publikum, wissen aber auch, in welche Richtung wir uns bewegen müssen. Oft bemerkt das Publikum erst später, dass unsere Entscheidungen den richtigen Weg geebnet haben. Ein Beispiel: Als wir damals die verschiedenen Layer in die Show eingeführt haben, gab es Kritik, dass Art on Ice nicht mehr nur Eiskunstlauf mit Musik in ihrer einfachen Form ist. Doch diese Stimmen sind inzwischen verschwunden, denn es ist wichtig, über das Eins-zu-Eins hinauszugehen. Wir schätzen das Feedback, schauen jedoch, dass es uns nicht zu stark beeinflusst. Ich glaube, wir spüren auch, in welche Richtung wir die Show in den kommenden Jahren entwickeln müssen.

Gotthard Art on Ice 2022
Katherine Jenkins Art on Ice 2011
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Art on Ice 2026

Margrith

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